Nach 50 wunderschönen Tagen geht
meine Zeit in Melbourne zu Ende. Melbourne hat mir richtig gut
gefallen! Aber es ist Zeit aufzubrechen und nach Cairns und Mebourne
mal wieder etwas Landleben zu schnuppern. Morgen früh geht es um
8:15 mit dem Flieger nach Tasmanien.
Aber die letzte Woche hat es nochmal in
sich gehabt. Es war bis jetzt eine der aufregendsten Wochen, die ich
bis jetzt in Australien hatte. Alles fing damit an, dass ich am
Montag völlig fertig von der Arbeit gekommen bin und eher
widerwillig dem wöchentlichen Hostelbingo beigesitzt habe. Nach 2
Runden ohne Glück hatte ich es eigentlich schon aufgegeben. Dann kam
die Bonusrunde. Wer als erster ein Full House hatte bekam ein
leckeres T-Bone-Steak und eine Flasche Vodka, die man hier nicht
unter 30€ bekommt, geschenkt. Es lief grausam. Aber dann auf einmal
füllte sich mein Zettel und es war nur noch die Nummer 60 frei auf
meinem Zettel. Die Glücksfee zog die nächste Zahl und verkündet:
„Number 60“. Ich konnte es kaum fassen und schrie: „Full
House“. Hauptpreis abgeräumt. Ich war auf einmal völlig glücklich
;) Am Dienstag lud mich dann mein indischer Kollege Prashanth zu sich
nach Hause ein nach der Arbeit. Er gab Bier und Erdnüsse aus. Er
meinte ich müsse etwas essen während ich trinke. Das ist gesund.
Naja, ob er damit recht hat?!?! :D Auf jeden Fall hatten wir sehr
interessante Gesprächsthemen. Er hat zum Beispiel eine schwangere
Frau in Indien mit der er jeden Tag mehrere Stunden skypet. Er
schenkt auch seinen Freunden einfach mal 4000$, weil es eben seine
Freunde sind. Unglaublich, aber wahr. Jedenfalls endete der Tag dann
so, dass ich nach den 2 Bieren auf leeren Magen (da ich seit der
Mittagspause nichts gegessen hatte) etwas angetrunken war, in den Zug
gestiegen bin, eingeschlafen bin und fast meine Station verschlafen
hätte.
Die nächsten 2 Tage waren geprägt
durch Übermüdung und unfassbare Missverständnisse. Warum? Ich
erkläre es Euch. Ich bekomme jeden Tag eine SMS von meinem
Supervisor auf Arbeit, ob und wann ich den nächsten Tag arbeiten
soll. AM Dienstag Abend schrieb er mir, dass ich am nächsten Tag
nicht kommen brauch. OK, ich also erst um 2 Uhr nachts ins Bett
gegangen. Um 6:10 Uhr klingelt mein Handy. Mein Supervisor.
Kurzfassung: „Kannst du um 8 auf Arbeit sein?“ „Ich versuchs.
OK, ich komme“ Ich kann mir ja nicht die 150$ für den Tag entgehen
lassen. Ich bin also nach vier Stunden Schlaf auf Arbeit. Und es war
auch noch eine 11 Std. Schicht. Ich Glückspilz! Am Mittwochabend
habe ich keine SMS bekommen, weshalb ich angenommen hatte, dass ich
Donnerstag frei habe. Ich bin also wieder erst 1 Uhr ins Bett. Um 7
Uhr morgens klingelt wieder mein Handy. Wer sonst, als mein
Supervisor. „Sebastian, wo steckst du?“ „Ich habe keine SMS
erhalten. Ich dachte, ich habe heute frei.“ „Du solltest seit 7
auf Arbeit sein“. Naja das Ende der Geschichte ist, dass ich dann
so schnell es ging auf Arbeit kommen musste. 2 Tage hintereinander
von seinem Supervisor aus dem Schlaf gerissen zu werden und arbeiten
zu müssen ist keine schöne Erfahrung. Aber ich habe mich zweimal
aufgerafft und habe es auf Arbeit geschafft. Als ich dann am Freitag
von der Arbeit kam, wurde ich auch gleich von meinen netten
Hostelfreunden zu ein paar Trinkspielen eingeladen. Ohne Dusche, ohne
Umziehen und vor allem wieder auf leeren Magen :D Dann gibt es auch
noch jeden Freitag eine Dose Bier gratis im Hostel und ein
Freigetränk in der Turf Bar. Duncan, unser Südafrikaner, kam auf
die glorreiche Idee gleich mit Arbeitssachen dort aufzuschlagen.
Nachdem er mit dem Türsteher 5 Minuten diskutiert hat und den
Manager sprechen konnte, sind wir dann tatsächlich mit unseren
verdreckten Outfits in die Bar gekommen und haben unser Freigetränk
bekommen. Nach der Turf Bar ging es dann zurück ins Hostel. Ja, wir
haben dann endlich geduscht und uns umgezogen. Die Nacht haben wir
dann im Nachtleben am Federation Square verbracht. Hier einige
Ausschnitte des Abends, damit ihr nicht denkt es entstehen nur
Aufnahmen von Natur und Sehenswürdigkeiten ;)
Leider muss ich dann irgendwie mein
Handy im Hostel verloren haben. Ich konnte es Samstagmorgen gar nicht
fassen. All meine Kontakte, australische und deutsche und wie sollte
ich mit Happy, meinen Supervisor wegen der Arbeit am Montag in
Verbindung treten? Aber zum Glück fand sich ein ehrlicher
Backpacker, der es dann an der Rezeption abgegeben hat. Nachdem ich
dann Samstags endlich entspannen konnte, ging es am Abend ins Crown
Casino Melbourne, dem größten Casino in der südlichen Hemissphäre.
Man kann sich nicht vorstellen, was dort abgeht und welche
Dimensionen das ganze hat. Leider hatte ich keine Kamera mit. Die
Australier sind echte Gambler. An den Tischen habe ich nur so 100$
und 200$-Scheine hin und her schieben sehen. Unglaublich. Da kam ich
mir ja schon lächerlich vor als ich dann mit 20$ an den
Roulettetisch gegangen bin. Mein Lieblingsglücksspiel.
Zwischenzeitlich habe ich es auf 37,50$ gebracht, habe dann aber
alles Gewonnene wieder verzockt. Naja immerhin bin ich mit den 20$
wieder raus gekommen mit denen ich reingegangen bin.
Am Sonntag folgte dann das Highlight
der letzten Woche. Ich habe mir ein Ticket für die Achtelfinals der
Australian Open gekauft. Und zwar nicht nur für die Nebenplätze,
sondern auch für die Hisense-Arena, in der schon ab und an mal ein
paar Superstars spielen. Um 11 Uhr habe ich ein Doppel der Männer in
der Hisense Arena gesehen. War ganz nett, aber das wars auch.
Anschließend habe ich ebenfalls in der Hisense Arena mit Julia
Görges mitgefiebert, die gegen die Achtplatzierte der Weltrangliste
Radwanska aus Polen gespielt hat. Leider hat die gute Julia zu viele
Fehler gemacht und ist mit 6:1 6:1 ziemlich glanzlos ausgeschieden.
Aber wenigstens hat sie eine gute Figur gemacht und hat ein tolles
Outfit getragen ;) Was mir dann in der Hisense-Arena geboten wurde,
war das Ticket auf jeden Fall wert. Das Match Thomas Berdych
(Tschechien) gegen Nicolas Almagro (Frankreich), die übrigens Nummer
8 und 10 in der Weltrangliste sind, entwickelte sich zum Krimi.
Überragende Ballwechsel und einfach weltklasse Tennis. Berdych
gewann mit 4:6 7:6 7:6 7:6 in einem Match, dass 4 Stunden dauerte.
Drei Tiebreaks. Spannender geht’s nicht. Danach habe ich noch im
Margret Court den letzten Satz von Phillipp Kohlschreiber gegen Del
Potro aus Argentinien gesehen. Kohlschreiber hat leider in 0:3 Sätzen
verloren. Alles in Allem war es schon ein echt geiles Gefühl bei
einem solch großen Grand Slam Turnier dabei zu sein, dass man sonst
nur im Fernsehen sieht. Und glaubt mir, die Atmosphäre hier im
Melbourne Park ist genial. Hier sind die Bilder.
Unerträglich heiß war es den ganzen
Tag mit keiner einzigsten Wolke am Himmel. Das Thermometer zeigte
35°C. Zunächst kam ich mit Sonnenbrille und 200ml Sonnencreme
zurecht. Später habe ich ein Cap aufgesetzt. Nach ca. 3 Std.
ununterbrochener Sonneneinstrahlung beim Tennisschauen habe ich mich
dann noch mit einem weißen, feuchten Handtuch und einen
Nackenkühlakku ausgerüstet. Verrückt oder? Und das im Januar :D
Heute hatte ich dann auch meinen
letzten Arbeitstag. Und ich bin froh darüber. Es gab zwar gutes
Geld, aber nach einem Monat Container ausladen und Palletten stapeln
habe ich echt keine Lust mehr. Es war eine tolle Erfahrung, jetzt
reicht es aber auch. Ich habe insgesamt im Linfox Warehouse um die
3500$ verdient. Zieht man das Hostel, Essen und Steuern ab, bleibt
mir wohl zumindest genug übrig, um Tasmanien und Sydney von meinem
australischen Konto zu bezahlen. Ich bin auch echt ein wenig stolz
auf mich, dass ich das ich diese Arbeit über einen Monat
durchgezogen habe.
In Melbourne hatte ich nun mit 50 Tagen
auch den längsten Aufenthalt in Australien bisher. Melbourne hat
aber auch einfach soviel zu bieten und ich habe mich hier wirklich
langsam ein wenig heimisch gefühlt. Das Wetter hier muss man zwar
nicht so verstehen. Das Thermometer geht innerhalb von einer Woche
gern mal sprunghaft von unter 20 Grad auf 40 Grad und umgekehert. Der
reinste Hochsommerapril ist das hier :D Ich habe wie immer wieder
viele interessante Leute kennengelernt und werde Melbourne auf jeden
Fall ganz positiv in Erinnerung behalten. Morgen treffe ich mich dann
mit Micaela aus Schweden, Alice aus Frankreich und Julia aus Leipzig
am Flughafen, wir fliegen gemeinsam nach Hobart, holen den Campervan
ab und dann geht es ab auf die Strasse. Nur wir und Tasmanien. Das
wird ein Abenteuer Ihr hört
von mir auf Tassie…